Karel Klostermann Abend im Schloss Ludwigsthal

Der Karl Klostermann-Verein mit dessen bayerischer Sektion Grafenau und der tschechischen Sektion Srní sowie Pro Nationalpark e.V., unterstützt vom Verein "Über d’ Grenz’" Zwiesel und dem bayerisch-böhmischen Stammtisch Deggendorf, bereiteten den zahlreichen Besuchern im Spiegelsaal des Schlosses Ludwigsthal am 14.10.2013 einen außergewöhnlichen Abend.
Karl Klostermann, der hoch geehrte Böhmerwalddichter, gab sich höchst selbst die Ehre. In Frack und "Gehsthintre" erzählte Ossi Heindl aus Zwiesel von den Glashüttenherren Abele, in treuer Freundschaft verbunden mit der Arzt- bzw. Schriftstellerfamilie Klostermann. Höhen und Tiefen erlebten die beiden Familien zusammen; der schlimmste aller Schicksalsschläge war aber wohl der Tod der Edlen von Abele. Nicht einmal zehn Jahre der Unbeschwertheit waren der begüterten vormaligen Freiin von Hafenbrädl mit Wilhelm von Abele und den beiden Kindern in Ludwigsthal vergönnt. Als Witwe geriet sie an den Spieler, Frauenhelden und Betrüger Rittmeister Hans von Streber. Er war der Auslöser für Elises Tod – ob Mord oder Selbstmord wurde niemals ermittelt –, und er war es, der das gesamte Vermögen verschleuderte, ja sogar noch zwei weitere Frauen der Familie ins Unglück stürzte.
In dem Büchlein "Der vollendete Kavalier", das im Ohetaler-Verlag erschienen ist, erfährt diese spannende Klostermann-Erzählung eine neue Auflage, wobei der Dichter seinerzeit die Namen der Handelnden aus Rücksicht auf noch lebende Verwandte verfremdete. Fritz Pfaffl aus Zwiesel hat vor Jahren das Manuskript von einer Nachfahrin des Böhmerwalddichters erhalten und es an den Riedlhütter Verlag weitergeleitet.

Bayerisch-böhmischer Sonntag

Bayerisch-böhmischer Sonntag

Bayerisch-böhmischer Sonntag

Wilhelm Abeles Vater Georg Christoph hatte 1830 in der "Batzelreuthen" eine Spiegelfabrik errichtet, in der, so wurde gesagt, die schönsten und reinsten Spiegel der damaligen Zeit hergestellt wurden. Der Produktionsort wurde nach dem bayerischen König "Ludwigsthal" genannt.
Die Abeles besaßen zahlreiche Glashüttengüter in Bayern und Böhmen. Ihre Glaswaren und Spiegel – Hurkenthal im Böhmerwald war die Basis der Produktion – wurden bis nach Ägypten verkauft. Gerühmt wurde die Gutherzigkeit dieser bayerisch-böhmischen Glashüttenherren. Von ihr profitierte auch der arme Student Karl Klostermann, wie er es dankbar in einigen seiner Werke notiert hat. Viele interessante Facetten aus einer längst vergangenen Epoche wusste Ossi Heindl zu schildern. Die Porträts der Abeles und Klostermanns führten zurück in das 19. Jahrhundert; die Musik von Sepp Weiß und Emil Kronschnabl (Gitarre/Akkordeon) – sie nennen sich die "Über d’ Grenz-Musikanten" – schlug mit Walzern und Polkas eine Brücke von Bayern nach Böhmen, vom 21. ins 19. Jahrhundert.